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Bernhard Windscheid, bedeutender Leipziger Rechtsgelehrter, einer der Väter des Bürgerlichen Gesetzbuches, Ehrenbürger Leipzigs…

Bernhard Windscheid, 1887. | Marmorbüste Bernhard Windscheids in der Aula der Universität, um 1897. Der Leipziger Bildhauer Carl Seffner führte für die Universität Leipzig die Marmorbüste von  Bernhard Windscheid aus. | Das Augusteum der Universität, um 1900.
 
„Jurisprudenz, das heißt Pandekten – Pandekten, das heißt Windscheid“ 
Mit donnerndem Getrampel begrüßte man zu dieser Zeit in Leipzig den Dozenten. Windscheid dankte, indem er bat, dies zukünftig als eine Erschwerung des Vortrages für den Sprechenden zu unterlassen und hinzufügte: „Meine Herrn! Wenn wir zur Lehre von den Willenserklärungen kommen, werden Sie hören, dass es auch stillschweigende Erklärungen gibt“
[media-credit name=’Bernhard Windscheid, Zeichnung in der „Gartenlaube“ 1892.‘ align=“aligncenter“ width=“530″]Bernhard Windscheid, Zeichnung in der "Gartenlaube" 1892.[/media-credit]

Bernhard  Windscheid (26. Juni 1817, Düsseldorf – 26. Oktober 1892, Leipzig), aus einer sehr angesehenen und bekannten Düsseldorfer Beamten- und Juristen-Familie stammend,  erhielt im Herbst 1874 den Ruf an die Universität Leipzig. Achtzehn Jahre hat er der Leipziger Universität angehört. 1888 erhielt der Jurist die Ehrenpromotion der Universität Leipzig. 1884/85 übte er das Amt des Rektors der Alma Mater aus, 1890 verlieh ihm die Stadt Leipzig die Ehrenbürgerschaft. Windscheid war der bedeutendste Pandektist des 19. Jahrhunderts.

Ein junger Jurist aus Windscheids Pandektenkurs beschreibt den Professor folgendermaßen: „Sie sehen wieder Windscheid das Katheder betreten. Sie sehen die schmächtige Gelehrtengestalt in jener schlicht-anmutigen Würde, die erprobte Selbstzucht und ungezwungene Zurückhaltung.“ 1880 erfolgte seine Berufung zum Ordinarius der Juristenfakultät. Hier in Leipzig war er bis zu seinem Tode wissenschaftlich tätig. Im Nachruf in der Zeitschrift „Gartenlaube“ von 1892 heißt es:  „Keiner hat wohl je eine solch gewaltige Hörerzahl um sich versammelt, und auf den deutschen Hochschulen dürfte es wenige Studierende der Rechte, an den deutschen Gerichtshöfen wenig Beamte geben, deren Bücherschatz nicht Windscheids „Lehrbuch des Pandektenrechts“ als grundlegenden Bestandtheil aufwiese. Unmittelbar für das ganze deutsche Volk aber hat er gewirkt als einer der hervorragendsten Mitarbeiter an dem Entwürfe des bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich.“ In Leipzig befaßte sich Windscheid vornehmlich mit Römischen Recht. Kurz vor seinem Lebensende konvertierte er zum Protestantismus.

Außerhalb der Universität war Windscheid sehr aktiv. Er gehörte zu den Vätern des Bürgerlichen Gesetzbuches und war von 1880 bis zum 30.09. 1883 als direkter Mitarbeiter in der Ersten BGB-Kommission für die Ausarbeitung eines Entwurfs dieses Gesetzeswerkes tätig. Bernhard Windscheid gründete am 03.05.1875 einen Tierschutzvereines. 1876 trat er dem Leipziger Zweigverein der Nationalliberalen Partei und der Gemeinnützigen Gesellschaft bei. 1886 übte er das Amt des Armenpflegers der Stadt aus. 1868 wurde er Mitglied eines Ausschusses für Mädchenhortes  und Mitglied und Vorstand des Allgemeinen Deutschen Sprachenvereins.   1911 erhielt eine Straße in Leipzig-Connewitz seinen Namen.
 
 

Blick auf das Reichsgericht und Villa Tillmanns.
[/media-credit] Nach der feierlichen Gründungsversammlung des Reichsgerichtes am 1. Oktober 1879 in der Aula der Universität entstand zwischen 1888 und 1895 das imposante Gebäude am heutigen Simsonplatz. Bedeutende Leipziger Juristen wie Georg von Wächter (1797 – 1880) und Bernhard Windscheid ( 1817 – 1892) waren hier tätig.


Digitalisate
Festschrift der Leipziger Juristenfakultät für Dr. Bernhard Windscheid, 1888
Bernhard Windscheid und sein Einfluss auf Privatrecht und Privatrechtswissenschaft : rede gehalten am Geurtsfest seiner Majestät des Königs Wilhelm II von Württemberg am 25. Febr. 1907 im Festsaal der Aula der Universität Tübingen von Max Rümelin
 
 
 

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