Gerald Wiemers (1941-2021)
Am 13.11.2021 verstarb der ehemalige Archivdirektor des Universitätsarchivs Leipzig und langjährige Vorsitzende der Fachgruppe 8 im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) Prof. Dr. habil. Gerald Wiemers im Alter von 80 Jahren.
Im Jahre 1965 schloss der junge Student Gerald Wiemers sein Geschichtsstudium an der Universität Halle-Wittenberg ab. Als sich ihm danach die Gelegenheit bot, den Studiengang Archivwesen am Institut für Archivwissenschaft in Potsdam zu belegen, fand er eine Passion, die sein gesamtes Berufsleben begleiten sollte.
Dabei hatte er den Archivarsberuf in der DDR auch gewählt, weil er eine politische Nische bot. Denn bereits als Gymnasiast war Wiemers mit der sozialistischen Staatsmacht in Konflikt geraten und musste sich ein Jahr in der „Produktion bewähren“.
Bis 1992 leitete er das Archiv der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Nach dem Ende der DDR wurde er vom Senat der Universität zum Direktor des Universitätsarchivs Leipzig bestellt. Als Archivdirektor war er ein wichtiger Akteur für die regionale Bewältigung der SED-Diktatur und den Übergang der Universität in ein demokratisches Zeitalter. Mit seiner unermüdlichen Arbeit hat er zur Rehabilitation verfolgter Universitätsangehöriger und zur kritischen Aufarbeitung der DDR beigetragen. Dank seiner Bemühungen wurde das Archiv, eines der ältesten und größten europäischen Universitätsarchive, wieder für einen breiten Benutzerkreis geöffnet.
Seine Publikationen zur Wissenschaftsgeschichte und zum politischen Widerstand in den deutschen Diktaturen bleiben für die nachfolgenden Generationen als Zeugnisse seiner wissenschaftlichen Verdienste.
Im wiedervereinten Deutschland hat er über viele Jahre hinweg die Fachgruppe 8 im Verband deutscher Archivare geleitet und sich mit seiner ganzen Kraft für das Zusammenwachsen der Archivlandschaft engagiert.
Wiemers war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse sowie der Sächsischen Verfassungsmedaille.