Skip to content

Am 10. Januar 1925 starb der Internist und bedeutende Leipziger Gelehrte Adolf von Strümpell

Adolf von Strümpell wurde am 28. Juni 1853 als Sohn des Philosophen Ludwig von Strümpell (1812-1899) in Neu-Autz bei Mitau, dem heutigen lettischen Jaunauce, geboren.  Unter Wilhelm Erb (1840-1921) wurde Leipzig seit 1880 zum Zentrum neurologischer Forschungen. Erbs Nachfolger war Adolf von Strümpell, der bereits 1878 eine Probevorlesung zum Thema „Über den gegenwärtigen Stand der Lehre von den Rückenmarkskrankheiten“ gehalten hatte.

Geselliges Beisammensein im „Nervenkränzchen“

Im „Leipziger Nervenkränzchen„, einer  „ebenso anregenden, wie freundschaftlich-fröhlichen“ Runde, kamen ab 1880 Gelehrte wie Wilhelm Erb und Wilhelm His mit Julius Cohnheim (Pathologie), Karl Weigert (Neuropathologie), Paul Flechsig (Hirnforschung) und Adolf von Strümpell (Neurologie) zusammen. Treffpunkt war das Restaurant „Baarmann“ in einem Renaissancegebäude am Leipziger Markt.

Adolf von Strümpell, um die 60 Jahre alt. UAL FS N03607.

Mediziner und Musiker

Nach einem Studium der Philosophie und Psychologie an der Prager Universität, studierte er Medizin an den Universitäten Dorpat und  Leipzig.  1875 folgte die Promotion zum Dr. med., 1883 die Habilitation.  Strümpell heiratete 1889 Martha Langerhans, die Tochter des Reichsgerichtsrats Wilhelm Langerhans. Strümpell war musisch begabt, er spielte Geige und verkehrte in Musiker- und Komponistenkreisen z.B. mit Brahms und Clara Schumann.

1893 erfolgte die Nobilitierung Strümpells aufgrund seiner herausragenden wissenschaftlichen Verdienste. Von 1878 bis 1883 war Strümpell Privatdozent für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, von 1883 bis 1886 außerordentlicher Professor für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Ab 1886 bis 1903 war er ordentlicher Professor für Innere Medizin an der Universität Erlangen, von 1903 bis 1909 ordentlicher Professor für Innere Medizin an der Universität Breslau. 1910 erhielt er den Ruf als ordentlicher Professor für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultätan die Universität Leipzig und war Mitbegründer der Neuropathologie als wissenschaftliches Lehrfach. Im Mittelpunkt seines Wirkens stand die Physiologie des Nervensystems und der Sinnesorgane. An der Universität Leipzig war er bis 1922 tätig. In den Kriegjahren 1914/1915 war Strümpell Dekan der Medizinischen Fakultät, 1915/16 Rektor der Universität Leipzig.

Ab März 1923 hielt er sich neben anderen berühmten Ärzten am Krankenbett Wladimir Iljitsch Lenins in Moskau auf. Mit Wladimir Bechterew und Pierre Marie beschrieb er erstmals die Spondylitis ankylosans. Sein Lehrbuch der Speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten (2 Bände, Leipzig 1883/1884) erschien in mehr als 30 Auflagen.


Der Medizinprofessor starb am 10. Januar 1925 in Leipzig. In Leipzig Probstheida ist die Strümpellstraße nach dem Mediziner benannt. Sein Grab befindet sich auf dem Leipziger Südfriedhof. Nach ihm benannt ist die Strümpellsche Krankheit (Polioencephalitis acuta infantum), eine Gehirnform der Kinderlähmung.

 

Literatur:
Strümpell, Adolf, Aus dem Leben eines deutschen Klinikers, 1925.
Rede des antredenden Rektors Dr. Adolf von Strümpell. Die Entwicklung der Sprache und die aphatischen Sprachstörungen. In: Rektorwechsel an der Universität Leipzig am 31. Oktober 1915. Leipzig 1915. S. 17-40

Bild oben: Adolf von Strümpell während eines Seminars, im Gespräch mit einem Patienten, im Hintergrund Studenten (Medizinische Klinik), Universitätsarchiv Leipzig, UAL FS N06649