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Zu Goethes Geburtstag, berühmter Alumnus und späterer Dichter

Bild oben: Farbenkreis, aquarellierte Federzeichnung von Goethe, 1809, Original: Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum.

„[…] ich habe nichts dagegen, dass die Idee, als hätte ich so ausgesehen, in der Welt bleibt.“

Goethe über die Goethebüste in der Wandelhalle des Augusteums

Johann Wolfgang Goethe, Student der Jurisprudenz an der Universität Leipzig

Matrikelbuch mit dem Eintrag Johann Wolfgang Goethes, 19. Oktober 1765. Universitätsarchiv Leipzig

Johann Wolfgang Goethe ( 28. August 1749 –  22. März 1832) immatrikuliert sich am 19.10.1765 als Student der Jurisprudenz an der Universität Leipzig (bis zum 28. August 1768). Er folgt mit dem Jurastudium einer Anweisung seines Vaters, Doktor der Rechte und kaiserlicher Rat in Frankfurt; er besucht die Juristenfakultät sehr selten. Quartier nahm der junge Student in der „Großen Feuerkugel“ zwischen der jetzigen Universitätsstraße und dem Neumarkt, an dieser Stelle gibt es heute eine Gedenktafel. Goethe besuchte die Gellertschen Poetikvorlesungen und nimmt Unterricht bei dem Zeichenlehrer und Direktor der Leipziger Akademie Adam Friedrich Oeser.

Aus Goethes Leipziger Zeit stammen poetische Dichtungen, wie  „Die Launen des Verliebten“  und der Gedichtzyklus „Anette“, in welchem er die Liebe zu Käthchen Schönkopf besingt. Berühmt sind die Spottverse auf seinen Lehrer Christian August Clodius. In Leipzig wird Goethe krank, ein Blutsturz zwingt ihn zum Studienabbruch. Goethe schrieb an Chr. G. Schönkopf: „Ich befinde mich so gut als ein Mensch, der in Zweifel steht, ob er die Lungensucht hat oder nicht, sich befinden kann; doch geht es besser, ich nehme an Backen wieder zu.“ Am 28. August 1768 verlässt er Leipzig wieder in Richtung Frankfurt.

Studenten und Stadtsoldaten

Später beschrieb Johann Wolfgang von Goethe in Dichtung und Wahrheit. Erster und zweiter Teil, Kapitel 10 ein seltsames Leipziger Erlebnis:
„Da nun aber gewöhnlich, wenn unser Seelenkonzert am geistigsten gestimmt ist, die rohen, kreischenden Töne des Weltwesens am gewaltsamsten und ungestümsten einfallen und der insgeheim immer fortwaltende Kontrast, auf einmal hervortretend, nur desto empfindlicher wirkt, so sollte ich auch nicht aus der peripatetischen Schule meines Langers entlassen werden, ohne vorher noch ein, für Leipzig wenigstens, seltsames Ereignis erlebt zu haben, einen Tumult nämlich, den die Studierenden erregten, und zwar aus folgendem Anlasse. Mit den Stadtsoldaten hatten sich junge Leute veruneinigt, es war nicht ohne Tätlichkeiten abgelaufen. Mehrere Studierende verbanden sich, die zugefügten Beleidigungen zu rächen. Die Soldaten widerstanden hartnäckig, und der Vorteil war nicht auf der Seite der sehr unzufriedenen akademischen Bürger. Nun ward erzählt, es hätten angesehene Personen wegen tapferen Widerstands die Obsiegenden gelobt und belohnt, und hierdurch ward nun das jugendliche Ehr- und Rachgefühl mächtig aufgefordert. Man erzählte sich öffentlich, daß den nächsten Abend Fenster eingeworfen werden sollten, und einige Freunde, welche mir die Nachricht brachten, daß es wirklich geschehe, mußten mich hinführen, da Jugend und Menge wohl immer durch Gefahr und Tumult angezogen wird. Es begann wirklich ein seltsames Schauspiel. Die übrigens freie Straße war an der einen Seite von Menschen besetzt, welche ganz ruhig, ohne Lärm und Bewegung abwarteten, was geschehen solle. Auf der leeren Bahn gingen etwa ein Dutzend junge Leute einzeln hin und wider, in anscheinender größter Gelassenheit; sobald sie aber gegen das bezeichnete Haus kamen, so warfen sie im Vorbeigehn Steine nach den Fenstern, und dies zu wiederholten Malen hin- und widerkehrend, so lange die Scheiben noch klirren wollten. Eben so ruhig, wie dieses vorging, verlief sich auch endlich alles, und die Sache hatte keine weiteren Folgen. Mit einem so gellenden Nachklange akademischer Großtaten fuhr ich im September 1768 von Leipzig ab, in dem bequemen Wagen eines Hauderers und in Gesellschaft einiger mir bekannten zuverlässigen Personen. In der Gegend von Auerstädt gedachte ich jenes früheren Unfalls; aber ich konnte nicht ahnen, was viele Jahre nachher mich von dorther mit größerer Gefahr bedrohen würde, eben so wenig als in Gotha, wo wir uns das Schloß zeigen ließen, ich in dem großen, mit Stukkaturbildern verzierten Saale denken durfte, daß mir an eben der Stelle so viel Gnädiges und Liebes widerfahren sollte.“

Johann Wolfgang Goethe als Student und um 1830.

Goethes überlebensgrosse Büste zur Feier seiner Immatrikulation

Die überlebensgroßen Büsten aus Marmor, die an antike Gelehrtenporträts erinnern, stehen heute im Neuen Augusteum der Universität Leipzig. Sie stellen drei der berühmtesten Studenten der Universität Leipzig dar: Gotthold Ephraim Lessing (Studium in Leipzig 1746 bis 1748), Gottfried Wilhelm Leibniz (1661 bis 1663) und Johann Wolfgang von Goethe (1765 bis 1768). Keiner von ihnen schloss sein Studium in Leipzig ab: Goethe verließ die Stadt aus gesundheitlichen Gründen, Lessing floh vor seinen Gläubigern und Leibniz wurde die Promotion versagt, da er zu jung war.

Die Kolosaalbüste von Johann Wolfgang Goethe in der Wandelhalle der Universität, um 1915.

Der Leipziger Bildhauer Immanuel A. H. Knaur schuf 1865/66 die Goethebüste zum Gedenken an die Immatrikulation des Dichters vor 100 Jahren. Als Vorbild diente ihm die berühmte Porträtskulptur von Alexander Trippel aus dem Jahr 1787. Goethe selbst schrieb: „[…] ich habe nichts dagegen, dass die Idee, als hätte ich so ausgesehen, in der Welt bleibt.“ Die Bildnisse von Leibniz und Goethe waren ursprünglich in der Aula des Geutebrück’schen Augusteums aufgestellt und wurden 1899 in die Wandelhalle des Rossbach’schen Augusteums umgesetzt.

Im Universitätsarchiv Leipzig sind für interessierte Forscher verschiedene Archivalien einsehbar, u.a. die Personalakte Goethes unter der Signatur PA-SG 0610.