Foto oben: Details des Münzfernsprechers MF 28, ab 1928 (!) von der Fa. Zwietusch & Co. in Berlin für die Deutsche Reichspost gebaut. UAL
Ein privater Telefonanschluss war in der DDR Privileg und Statussymbol. Noch zu Beginn der siebziger Jahre verfügten nur etwa fünf (!) Prozent der Haushalte über ein eigenes Telefon. Jahrelange Wartezeiten auf einen Anschluss waren die Regel, weil schlicht und einfach die Netze fehlten. War es dann endlich soweit, konnte es passieren, dass man einen Doppelanschluss bekam, den man sich mit einem anderen Teilnehmer teilen musste.
Mitarbeiter der „Staatlichen Organe“ sowie wichtige Wirtschaftsfunktionäre bekamen den Anschluss deutlich schneller. Pfarrämter waren alle mit Telefon ausgestattet, was aber von den „Sicherheitsorganen“ oft zum Abhören genutzt wurde. Man war auf „informelle Netzwerke“ angewiesen, wenn man nicht zu den Privilegierten gehörte. Dem Wunsch nach einem Telefongespräch bei Nachbarn oder Freunden wurde meist auch entsprochen.
Wer aber unterwegs war, dem standen nur die wenigen betagten Münzfernsprecher zur Verfügung. Und die hatten ihre Tücken. Diese mussten nämlich mit Münzen (im Volksmund Aluchips) gefüttert werden. War der Eingabeschlitz mit Geldstücken verstopft, wie hier auf dem Foto von Armin Kühne aus dem Jahr 1972 dargestellt, hatte man Pech. In Großstädten gab es vielleicht einen Standort in der Nähe, aber in Dörfern gab es meist nur einen Münzfernsprecher. Und selbst wenn man dann eine funktionierende Telefonzelle gefunden hatte, brauchte man viel Geduld. Andere Mitbürger wollten auch kommunizieren und deshalb hing in den alten Telefonzellen der deutliche Hinweis „Fasse dich kurz!“. Was mal mehr – mal weniger befolgt wurde.
Das Foto zeigt Details vom Münzfernsprecher MF 28 der bereits ab 1928 (!) von der Fa. Zwietusch & Co. in Berlin für die Deutsche Reichspost gebaut wurde. Das Nachfolgemodell SWFV-Münzfernsprecher 69 aus dem VEB Fernmeldewerk Nordhausen verfügte bereits über eine Tastatur, Einwurfschlitze für 20 und für 50 Pfennige sowie für eine Mark. Das Gehäuse bestand aus glasfaserverstärktem Polyester. Diese Geräte wurden sogar nach 1990 noch auf DM umgerüstet!
Christoph Kaufmann
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