Skip to content

Robert Schumann 1828 als Leipziger Jurastudent | Zum Geburtstag am 8. Juni

„Man wird es zugeben müssen, in diesem von der Natur so stiefmütterlich behandelten Leipzig blüht die deutsche Musik, dass es sich, ohne für unbescheiden zu gelten, neben den reichsten und größten Frucht- und Blüthengärten anderer Städte sehen lassen darf. Welche Menge ausgezeichneter Kunstwerke wurde uns auch im vergangenen Winter wieder vorgeführt, wie viele bedeutende Künstler erfreuten uns mit ihrer Kunst.“
 Robert Schumann,  „Musikleben in Leipzig während des Winters 1839-40“ ; in „Neue Zeitschrift für Musik“

„Ach diese Theorie, diese ganze Theorie! Könnt‘ ich nur ein Genie seyn, um alle Lumpen damit todt zu machen, möchte ich sie nicht alle in eine Kanone laden u. irgend Etwas damit todtschießen!” (Tb I, 331) Oder: „Dem Zufall ist mehr aufgeschlossen als der Wissenschaft; der Theorie ist alles verhüllt, der Fantasie nichts—“ (Tb I, 364). Robert Schumann, Tagebücher.

Nur etwa 16 Jahre seines kurzen Lebens weilte der Komponist und Schriftsteller Robert Schumann ( 8. Juni 1810, Zwickau – 29. Juli 1856, Endenich)  in Leipzig, zwischen März 1828 und Dezember 1844.  Am 29. März 1828 ließ er sich als Student der Rechtswissenschaft zum notwendigen Übel „Brotstudium“ an der Universität Leipzig immatrikulieren. Eine Studentenbude am Brühl im Haus Nr. 454  in der ersten Etage wurde sein erstes Studenten-Domizil, das er am 15. Mai 1828 bezog. Er lebte hier mit seinem Zwickauer Studienfreund Emil Flechsig zusammen. Kostenpunkt für dieses Logis: 90 Taler. Robert Schumann, Sohn eines in Zwickau bereits 1826 verstorbenen, angesehenen Verlagsbuchhändlers, war von mittelgroßer, kräftiger Statur. Er machte auf dem Leipziger Fechtboden keine schlechte Figur, genoß Alkohol und spielte gerne auf dem Pianoforte. Schumann hatte „dunkelblondes, weiches Haar, ein bartloses, volles Antlitz, eine Form un Stellung der Lippen, als wolle er stets ganz leise zu pfeifen anheben, seine Augen waren von schöner Bläue… Er war kurzsichtig und brauchte die Lorgnette viel…“.

Robert Schumanns musikalisch-literarische Doppelbegabung zeigte sich bereits in seiner Zwickauer Schulzeit. In Leipzig ignorierte er die Unversität und begann bei Friedrich Wieck ein privates Studium des Klavierspiels. Bei Wieck – mittlerweile dessen Kostgänger- lernte er die hochbegabte Clara kennen, ein „pianistisches Wunderkind“.

Angeblich hat er nie eine Vorlesung besucht, allerdings hat Schumann bei dem bedeutenden Leipziger Philosophen Wilhelm Traugott Krug Vorlesungen über Philosophie hörte. Wesentlich grösseres Interesse galt dem Klavierunterricht bei Friedrich Wieck, dem Vater seiner Liebe Clara.  1830 gab die Mutter die Zustimmung zum Abbruch des Jura- und zur Aufnahme des Musikstudiums. Friedrich Wieck versprach, ihn in wenigen Jahren zu einem bedeutenden Pianisten auszubilden.

So kam Schumann wieder nach Leipzig. Er entscheidet sich 1830 vollends für den Musikerberuf und möchte unter Friedrich Wiecks Anleitung Klaviervirtuose werden. 1834 gründete Robert Schumann mit seinem Freundeskreis den „Davidsbündlern“ – in einem der ältesten Kaffehäuser Deutschlands „Zum arabischen Café Coffee-Baum“ –  ,  die „Neue Zeitschrift für Musik“, die er bis 1844 herausgab. In den »Musikalischen Haus- und Lebensregeln« heißt es später: »Fängst du an zu componieren, so manche Alles im Kopf. Erst wenn du ein Stück ganz fertig [ausnotiert?] hast, probire es am Instrumente…«

1844 erkrankt Schumann schwer. Er steckt in einer tiefen körperlichen und seelischen Krise, aus der er sich nur langsam befreien kann.  Allerdings zog er sich eine Lähmung der rechten Hand zu,- eine Überdehnung der Sehne, da er seine Fingerübungen im Übermass ausführte-, war eine Pianistenlaufbahn undenkbar. Er musste nun komponieren und als Musikschriftsteller tätig sein. An der Alma mater hat sich einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik zwar inscribiert. Seine Prägung hat er nicht durch die Universität erfahren. Leipzig hat als Kunst-und Musikstadt Eindruck bei Robert Schumann hinterlassen.