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Nachruf für Prof. Dr. Konrad Krause  (1931-2022)

Konrad Krause wurde am 19. Juli 1931 als erstes von drei Kindern im Haushalt des Bauern Kurt Krause in Draschwitz (heute Ortsteil der Gemeinde Elsteraue, nördlich von Zeitz) geboren. Im Krieg und in der Nachkriegszeit besuchte Konrad die Oberschule in Zeitz, wo er 1950 die Reifeprüfung bestand.

Schon früh mit der Aufsicht über jüngere Kinder betraut, hatte Konrad Krause seine Freude daran entdeckt und sich für den Lehrerberuf entschieden. Er hatte Glück und bekam in der zerbombten Großstadt einen der wenigen Studienplätze in der Pädagogischen Fakultät der Universität Leipzig angeboten, wo er im Oktober 1950 sein Studium begann. Sein fachlicher Schwerpunkt lag im Bereich der Naturwissenschaften, speziell der Chemie. Im Oktober 1953 bestand er das Staatsexamen als Grundschullehrer und wurde von der Universität exmatrikuliert.

Konrad Krause mit Renate Drucker (1917-2009) im Universitätsarchiv Leipzig.

Mit dem Ende des Studiums war seine Wissbegier aber nicht gestillt und eine ständige berufliche und wissenschaftliche Neugier begleitete ihn auf allen weiteren Wegen, bis ins hohe Alter hinein.

Seine erste Berufstätigkeit führte ihn an als Lehrer an eine Ingenieurschule in Leipzig. Kaum hatte er sich dort etabliert, begann er ein Fernstudium in Potsdam, das er 1959 mit dem Abschluss als Oberstufenlehrer für Chemie beendete. Zwischen 1963 und 1965 folgte die Weiterqualifizierung zum Ingenieur für Nachrichtentechnik. Schließlich wechselte Konrad Krause an die Karl-Marx-Universität und lehrte dort lange Jahre im Bereich der Hochschulmethodik.

Verleihung der Ehrensenatorenwürde durch Rektor Häuser, 2004

Auch privat läuft es für ihn gut: seit 1956 mit seiner Ehefrau Marie-Luise verheiratet, bezieht er 1957 eine schöne Wohnung in der Thaerstraße, in der im gleichen Jahr auch sein Sohn geboren wird.

1976 promovierte er an der Universität Leipzig zum Dr. paed. und erlangte 1984 die Facultas docendi, die schließlich 1986 zur erfolgreichen Habilitation mit einer Arbeit über  hochschulmethodologische Verfahren im Lehrgebiet der chemischen Thermodynamik führte. Neben seinen immer wieder gelobten Erfolgen in der Lehrpraxis verfasste Konrad Krause zahlreiche Fachaufsätze und lieferte viele Beiträge für naturwissenschaftliche Lehrbücher. Trotz der von Kollegen als herausragend eingeschätzten Lehrbefähigung und der wissenschaftlichen Publikationen war für Konrad Krause das Ende seiner akademischen Karriere in der DDR erreicht. Denn wie er selbst immer wieder in den einzureichenden Lebensläufen offenherzig schreibt, gehörte er keiner Partei an.  

Konrad Krause bei einem Besuch im Universitätsarchiv Leipzig.

Als der Gründungsdekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät nach 1990 von den beruflichen Zurücksetzungen erfährt, strebt er für Konrad Krause sofort ein Rehabilitationsverfahren beim Rektor an. Im Januar 1993 erhält Krause vom Freistaat Sachsen den Titel eines außerplanmäßigen Professors verliehen und wird bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1996 in den Erziehungswissenschaften tätig.

Über den Ruhestand hinaus bleibt Krause seiner Wirkungsstätte weiter verbunden. Aus eigenem Interesse beschäftigt sich Krause mit der Leipziger Universitätsgeschichte und erstellt eine umfangreiche Materialsammlung dazu. 1999 beginnt Krause in Absprache mit dem damaligen Rektor Bigl, an einer Geschichte der Universität Leipzig zu schreiben. Er will damit die interessanten Facetten der Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte für ein breiteres Publikum zugänglich machen. Im Jahr 2003 erscheint seine Monographie, auf rund 700 Seiten schreibt er eine gut leserliche Universitätsgeschichte. Sein Buch „Alma mater Lipsiensis, Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart“ sollte im Vorfeld des 600-jährigen Universitätsjubiläums 2009 erscheinen – aber es kam mitten im heftig tobenden Streit um den Universitätsneubau auf den Buchmarkt. Aus Sicht der Universität war sein faktenreiches Werk damit besonders verdienstvoll. Komplementiert wurde die Publikation durch seine umfangreiche Vortragstätigkeit zu regional-, universitäts- und wissenschaftsgeschichtlichen Themen.

In Anbetracht der herausragenden Verdienste und des großen Einsatzes von Konrad Krause für die Universität Leipzig hat ihm der Akademische Senat in seiner Sitzung am 12. Oktober 2004 die Würde eines Ehrensenators der Universität Leipzig verliehen.

Am 1. November 2022 ist Konrad Krause nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Mit ihm verliert die Universität eine langjährige Lehrkraft wie einen ausgewiesenen Wissenschaftler – aber vor allem einen herzensguten Menschen.

An der Universität, im weiten Bekannten- wie im Freundeskreis wurde Konrad Krause wegen seiner Offenheit und Ehrlichkeit, seiner Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft und besonders für seinen Mut zur kritischen Meinungsäußerung geschätzt. Voller Optimismus und Lebensmut war er nicht nur ein herausragender Hochschullehrer, sondern immer wieder ein Vorbild für seine Studenten.

Dr. Jens Blecher

Universitätsarchiv Leipzig