Der Winter 1987 war ein extremes Wettereignis, dass auch in Leipzig zu schweren Belastungen der Infrastruktur führte. Die Temperaturen sanken auf Werte, die seitdem nicht wieder erreicht wurden. In Leipzig wurden unter -20° C gemessen und die Schneehöhe erreichte 30 cm. Das wertvollste Gut in dieser Zeit war Kohle, die mühsam im Tagebau geborgen wurde. Zugefrorene Weichen und an den Waggons festgefrorene Kohle waren damals Hauptprobleme.
Armin Kühne hat diesen Winter auf zahlreichen Fotos dokumentiert. https://fotos.arminkuehne.de/
Eins der vielen Bilder ist diese Aufnahme eines Schatzes in Form von Braunkohlebriketts, die der glückliche Besitzer nur noch in den Keller bringen musste. Auffallend ist die hohe Qualität der Briketts, die in der DDR normalerweise mit ziemlich viel „Abrieb“ geliefert wurde. Man könnte auch einfach Kohlendreck dazu sagen. Dass der Empfänger die Kohle im Winter erhielt, ist ebenso ungewöhnlich. Normalerweise wurde der „Hausbrand“ im Sommer geliefert. Privilegierte Leipziger bekamen die Kohle auf Stiegen in den Keller getragen. In den Außenbezirken wurde der wertvolle Brennstoff einfach auf die Straße gekippt. Auch die Kinder mussten dann mit zugreifen und die Briketts in Eimern in den Keller tragen. Wenn die Keller klein waren (und das war der Normalfall), musste das wertvolle Gut auch noch mehr oder weniger exakt gestapelt werden. Wenn man Kartoffeln und Kohle im Keller hatte, konnte der Winter beginnen.
Und was machte man mit der unausweichlich anfallenden Asche? Die kam in die hier abgebildeten Tonnen aus Zinkblech. Wahre artistische Künste waren notwendig, die schweren Tonnen an dem Knauf am Deckel bis zur Straße zu rollen. Mülltrennung wurde damals anders realisiert als heute. Alle verwertbaren Abfälle wie Zeitungen, Pappe oder Gläser wurden in die SERO (Sekundärrohstoffannahmestellen) gebracht und besserten oft das Taschengeld der Kinder auf.
Christoph Kaufmann