Johann Christoph Gottsched (1700-1766), Ölgemälde, Universität Leipzig, Kustodie.
Auf dem Ölgemälde ist der Gelehrte mit Allongeperücke im Alter von vierundvierzig Jahren in eleganter Ausgehgarderobe dargestellt. Er trägt Salonkleidung: taubenblauer Justeaucorps, ein helles, blumenbesticktes Gilet, über dem Hemd ein weißes Jabot, unter dem linken Arm einen dunklen Dreispitz geklemmt. Entsnaden ist das Gemälde 1744 in Königsberg anläßlich eines Besuches an seiner Heimatuniversität. Johann Christoph Gottsched wurde am 2. Februar 1700 als Pfarrersohn in Juditten im damaligen Ostpreussen geboren. Mit 14 Jahren besucht er die Universität in Königsberg; er interessierte sich für Theologie, Philosophie, Mathematik, Physik, klassische Philologie, Poesie und Rhetorik. Mit 19 Jahren verteidigte er seine erste Dissertation.
Flucht nach Leipzig
Wegen der drohenden militärischen Zwangsrekrutierung durch preußische Werber floh er 1724 mit seinem Bruder Johann Friedrich nach Leipzig. Hier freundete er sich mit dem Polyhistor Johann Burchardt Mencke an, der ihn in die Deutschübende poetische Gesellschaft einführte, unter Gottscheds Leitung 1727 in die Deutsche Gesellschaft umgewandelt. Leipzig mit seinen Sozietäten war ein idelaer Ort für Gotscheds Bestrebungen, die deutsche Sprache im Sinne der Aufklärung zu reformieren. Gottsched verlegte zunächst Wochenschriften und setzte sich mit dem Ehepaar Neuber für die Herausbildung eines deutschen Theaters ein. 1724 erfolgt die Habilitation für Poesie an der Universität Leipzig. Die akademische Karriere ist beeindruckend, von 1724 bis 1730 war Gottsched Privatdozent für Poesie an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, von 1730 bis 1734 Professor für Poesie an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, und von 1734 bis 1766 ordentlicher Professor für Logik und Metaphysik an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. Fünfmal war Gottsched Rektor.
Ein deutsches Nationaltheater entsteht
Um ihn und seine (ihm später entfremdete) Ehefrau Luise Adelgunde Victoria, geb. Kulmus, die „Gottschedin“, eine hochgebildete Frau, die an der Seite ihres Mannes als Übersetzerin und Verfasserin von Lustspielen wirkte und einen umfangreichem Briefwechsel führte, scharten sich alsbald zahlreiche Literaten. Diese wiederum sorgten dafür, dass aus dem vom früher bekannten Jahrmarktsspiel ein ernst zu nehmendes deutsches Nationaltheater entsteht, das die Ideale des Bürgertums transportiert. Eine weitere herausragende Persönlichkeit an der Universität war Christian Fürchtegott Gellert, der 1734 als Student nach Leipzig kam und von 1751 an Philosophie lehrte. Durch ihn und Gottsched entwickelt sich die Stadt zu einem literarischen Zentrum. Am 12. Dezember 1766 starb Gottsched in Leipzig. Wie es sich damals für einen großen Universalgelehrten ziemte, verfasste er tausende Briefe. Die Akademie der Wissenschaften (SAW) editiert den Briefwechsel Gottscheds mit geplanten 25 Bänden und rund 6000 Schreiben, ein bio-bibliographisches Korrespondentenverzeichnis soll nähere Informationen zu Leben und Wirken der Korrespondenzpartner Gottscheds vermitteln.
Kampf um die deutsche Schriftsprache
1731 wurde Gottscheds Tragödie Sterbender Cato uraufgeführt, ein programmatisches Werk aufklärerischer Poetik. Deren theoretische Grundlagen im Sinne des Rationalismus hat er in seinem Werk Critische Dichtkunst ausgeführt. Gottscheds sprachwissenschaftliche Zeitschriftenbeiträge bereiteten den Weg für die Germanistik. Sein Werk Deutsche Sprachkunst wirkte auf die Ausformung der deutschen Schriftssprache in ihrer Gesamtheit.
Publikationen (Auswahl)
- Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen, Leipzig 1730.
- (Hrsg.) Beiträge zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, 1732-1744.
- Sterbender Cato, Leipzig 1732.
- Ausführliche Redekunst, Leipzig 1736.
- Grundlegung einer deutschen Sprachkunst, Leipzig 1748.
Literatur
- Rudersdorf, Manfred (Hrsg.), Johann Christoph Gottsched in seiner Zeit Neue Beiträge zu Leben, Werk und Wirkung, Berlin – New York 2007.
- Johann Christoph Gottsched. Briefwechsel, 2 Bde., Berlin 2007-2008.
Universitätsarchiv Leipzig 2017.