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In Auschwitz ermordete Universitätsangehörige | Max Brahn, Lucy Beck, Siegmund Hellmann

In Auschwitz ermordete Universitätsangehörige: Max Brahn, Lucy Beck, Siegmund Hellmann

Max Brahn

Max Brahn. UAL, CFS_N00259
Max Brahn. UAL, CFS_N00259

Der Schüler Wilhelm Wundts und langjährige Lehrer der Psychologie an der Universität Leipzig, Max Brahn wurde am 15. Juni 1873 in Laurahütte, in der Nähe von Kattowitz und Königshütte in Oberschlesien, geboren. Ende Oktober 1944 wurde er trotz gegenteiliger Zusicherung der Nazis mit seiner Frau im KZ Auschwitz ermordet.

Annonce der Familie Max Brahns. Ursula Zuercher suchte Spuren ihres in Auschwitz ermordeten Vaters Max Brahn. Die Akten im Universitätsarchiv Leipzig erzählen von ihren Bemühungen.
Annonce der Familie Max Brahns.

1896, nach Promotion in Heidelberg, ging Max Brahn nach Leipzig, um, wie er schreibt, „unter Leitung des Herrn Geh. Hofrat Wundt im Institut für experimentelle Psychologie eine durchgreifende Bildung in der experimentellen Psychologie zu erhalten“.
Er wollte 1898 seine Habilitation in Leipzig einreichen, das Verfahren wurde jedoch aufgrund enormer Widerstände an der Universität erst 1901 abgeschlossen. Im gleichen Jahr begann Brahn mit Vorlesungen zur Psychophysik. 1909 wurde er Vorsitzender eines Vereins zur Gründung eines Schulmuseums in Leipzig. Brahn legte daraufhin die Leitung des Instituts für experimentelle Pädagogik in Leipzig nieder. 1913 hatte Wundt Brahns zum etatmäßigen außerordentlichen Professor für Psychologie und experimentelle Pädagogik befördern wollen, das wurde aber abgelehnt. Da Brahn länger nicht unterrichtete, wurde ihm 1926 die von der Universität Leipzig entzogen. 1933 verlor er durch die Nationalsozialisten alle Ämter und floh in die Niederlande. Nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande wurde er 1941 als Vertreter der ausländischen Juden Mitglied des Amsterdamer Judenrates. Die Tochter Ursula Zuercher suchte Spuren ihres in Auschwitz ermordeten Vaters Max Brahn. Die Akten im Universitätsarchiv Leipzig erzählen von ihren Bemühungen.

Lucy Beck

Lucy Beck. UAL DF 001654. Rechte: Herrn Prof. Dr. Antonio Augusto Passos Videira

Rechte: Herrn Prof. Dr. Antonio Augusto Passos Videira

Lucy Beck wurde am 19.12.1880 in Nachod (Böhmen) geboren. 1938, vom Anschluss auf einer Besuchsreise bei Verwandten in der CSR überrascht, kehrte sie nicht mehr nach Wien zurück. Am 17. Dezember 1942 wurde sie von von Hradek Kralove (Königsgrätz) /CSR in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Am 6. September 1943 ist sie dann nach Auschwitz gebracht worden und es verliert sich jede Spur.

Siegmund Hellmann

Über das Schicksal des bereits 1942 in Auschwitz ermordeten Professor Siegmund Hellmann herrschte lange Zeit Ungewissheit. Die Akten belegen verschiedenste Anfragen an die Universität und Bescheide der Universitätsverwaltung über das Schicksal des renommierten Historikers.
Über das Schicksal des bereits 1942 in Auschwitz ermordeten Professor Siegmund Hellmann herrschte lange Zeit Ungewissheit. Die Akten belegen verschiedenste Anfragen an die Universität und Bescheide der Universitätsverwaltung über das Schicksal des renommierten Historikers.

Siegmund Hellmann, Bedeutende Gelehrte in Leipzig, Band 1


Professor Siegmund Hellmann

9.03.1872 in München
gest. 07.12.1942 in Theresienstadt

Dozent: 1900 in München; außerordentlicher Professor 1909 in München; ordentlicher Professor am 16.10.1923 in Leipzig für mittelalterliche Geschichte,  wohnhaft in Leipzig, Gletschersteinstraße 24, Ruhestand: 28.06.1933, ermordet am 07.12.1942 Ghetto Theresienstadt; siehe Phil.Fak.Album, S.49.

Siegmund Hellmann wurde 1923 als Ordinarius an die Universität Leipzig berufen. Da diese Berufung entgegen den Vorschlägen der Fakultät von der damals linkssozialistischen sächsischen Regierung ausgegangen war, wurde der wissenschaftlich hochverdiente und schon in München pädagogisch bewährte linksliberal gesinnte Hellmann in Leipzig mit verbitternder Kälte empfangen, was aber seiner Wirkung keinen Abbruch tat.  1933 wurde Hellmann unter drückender Kürzung seiner Bezüge vom Lehrstuhl nach Paragraph 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aufgrund seiner jüdischen Abstammung entfernt und ging nach München. Als unentwegt um Deutschland besorgter Patriot schrieb er an einer „Deutschen Geschichte“. Er verließ Deutschland und München nicht, solange dazu Gelegenheit gewesen wäre, und wurde im Juli 1942 deportiert.

Schon als Student auf das stärkste von Ludwig Traube beeindruckt, später im engen Anschluß an den Romanisten Vossler und die Juristen Rothenbücher und von Schwerin, ein Verehrer Max Webers, (dessen Vorlesungen über „Wirtschaftsgeschichte“ er mit M. Palyi 1923 herausgab), war H. sowohl als Philologe wie als Historiker dem Zeitstil voraus. In seinen Arbeiten über Gregor von Tours (1911), dessen fränkisch Geschichte er neu ins Deutsche übersetzte, und über Einhard (1932) machte er, Philolog und Historiker zugleich, die Erkenntnis des Kompositionsschemas der historischen Kritik dienstbar. Sein historisches Hauptwerk bietet eine die Sozialgeschichte stark berücksichtigende, doch auch in der Erzählung der Ereignisse noch immer lesenswerte Darstellung: „Das Mittelalter bis zum Ausgang der Kreuzzüge“. Seit 1918 hat sich Hellmann mehrfach politisch geäußert und sich als Herausgeber politischer Schriften (von Max Weber, F. C. Endres, H. Nawiasky) betätigt. Wegweisend sind seine Abhandlungen zur Methodik der mittellateinischen Philologie und des historischen Studiums.

Todesfallanzeige Siegmund Hellmann, Theresienstadt http://www.holocaust.cz/en/database-of-victims/