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Herbst 89 Bilder der Friedlichen Revolution Originaldokumente online

Karl-Marx-Universität, 1989-1990

Die Friedliche Revolution von 1989/1990 spielte sich im direkten Umfeld der Karl-Marx-Universität Leipzig ab. Von außen betrachtet, schien die Universität ein großer monolithischer Block zu sein, ein sozialistischer Fels in der stürmischen See der Veränderung. Dabei war die Universität selbst in der Endzeit der DDR ein Ort des intellektuellen Gedankenspieles, mit vielen jungen Leuten und diskussionserfahrenen Akademikern. Viele der älteren Dozenten und Mitarbeiter konnten sich noch an die Sprengung der Universitätskirche im Jahre 1968 erinnern. Die Jüngeren debattierten intensiv über den Weg der DDR-Führung zwischen sowjetischer Glasnost und politischer Erstarrung. Eine der heftigsten Debatten innerhalb der Universität drehte sich seit 1988 um das Verbot der sowjetischen Zeitschrift „Der Sputnik.“ In dieser Zeit werden politische Veränderungen vor allem von den großen Menschenmassen auf der Straße erzwungen. Die Universität Leipzig, bis Juni 1991 noch immer die Karl-Marx-Universität, schwenkt langsam, oftmals nur zögerlich, auf den Weg der politischen Erneuerung ein. Parallel zu den Veränderungsprozessen in der Gesellschaft finden sich auch innerhalb der Karl-Marx-Universität immer mehr Menschen, die einen politischen Wechsel und neue Hochschulstrukturen anstreben. Diesen langen Prozess will die Chronik in ihren vielen Facetten dokumentieren und mit so viel wie möglich Originaldokumenten belegen.

Das Projekt wurde vom Freistaat Sachsen im Rahmen des Förderprogramms »25 Jahre Deutsche Einheit und Freistaat Sachsen« unterstützt. Eine zentrale Webseite zur Friedlichen Revolution in Sachsen und zur wiedererlangten staatlichen Einheit finden Sie hier http://www.89-90.sachsen.de/
Dr. Jens Blecher, Universitätsarchiv Leipzig

Bilder der Friedlichen Revolution

Bilderchronik der Friedlichen Revolution
Politische Ereignisse und Demonstrationen in Leipzig vom Oktober 1989 bis zum März 1990

Ereignisse

Im Herbst 1989 war der Leipziger Fotojournalist Armin Kühne mit seiner Kamera auf den Leipziger Straßen bei den Montagsdemonstrationen unterwegs. Es entstanden umfangreiche Bilderserien, die die Demonstranten mit ihren Losungen und Plakaten zeigten und die politischen Ereignisse abbildeten. Seine Fotosammlung dokumentiert damit anschaulich und vielseitig die Geschehnisse in Leipzig und stellt ein herausragendes Zeitzeugnis dar. Die Lage in der Stadt war unübersichtlich, geprägt von Hoffnungen auf Veränderungen und voller Angst vor einer „chinesischen“ Lösung. Diese Stimmung fangen die Bilder von Kühne in einer sehr dichten und spannungsgeladenen Atmosphäre ein. In dieser Online-Ausstellung finden sich rund 3000 Bilder aus dem Leipziger Herbst 1989, von den Protesten um den 7. Oktober 1989 bis zu den ersten freien Wahlen im März 1990. Lediglich ein Datum ist nicht dokumentiert: der 9. Oktober 1989 war der einzige Tag, an dem der Pressefotograf ohne seine Kameraausrüstung unterwegs war. Zu groß war die Gefahr, dass die Bilder anschließend in die falschen Hände geraten würden.

Orte

Die Zuordnung der Bilder zur georeferenzierten Darstellung folgt dem erkennbaren Standort des Fotografen bei der Aufnahme. Die Lokalisierung ist dabei nicht immer sehr exakt. Die Aufnahmen der Montagsdemonstrationen wurden grob nach dem Weg des Demonstrationszuges um den Ring verortet. Alle Aufnahmen, die wegen der Dunkelheit oder einem fehlenden Bildhintergrund nicht näher lokalisiert werden konnten, wurden auf der Karte einem Punkt am Roßplatz zugeordnet.

https://demo.leipzig8990.de/orte.php

Politische Forderungen und Symbolik

Politische Forderungen der Montagsdemonstrationen

Aus den fotografischen Aufnahmen von Armin Kühne ergibt sich eine sehr umfängliche Darstellung von politischen Forderungen und Symbolik, die von den Demonstranten verwandt wurden. Rund 1000 solcher textbezogenen Forderungen lassen sich auf den Fotos identifizieren. Die mitgeführten Transparente und Banner wurden am Ende der Demonstrationen häufig am Neuen Rathaus abgelegt und dort fotografiert. Nur wenige Objekte waren über einen längeren Zeitraum im Einsatz. Klar ist auch, dass der einzeln agierende Pressefotograf Armin Kühne nicht alle Transparente dokumentieren konnte.

Gesichter aus der friedlichen Revolution

Die aus den Bildern automatisch extrahierten Gesichter zeigen die ganze Vielfalt der mutigen Demonstranten: ob alt oder jung, ob Mann oder Frau, ob allein, mit Arbeitskollegen oder in Familie. Mit ihrem Mut und ihrer Ausdauer haben sie alle gemeinsam das System zu Fall gebracht und politische Veränderungen erzwungen. Mit den hochauflösenden Bilddateien war es möglich, eine automatisierte Extraktion von Gesichtern vorzunehmen. Dazu wurde eine Python-Anwendung zur Gesichtserkennung von Adam Geitgey (unter MIT-License) benutzt. Diese Webseite zeigt mehrere tausend solcher automatisiert extrahierter Gesichter.