Am meisten von allen Professoren hat mich Caspar René Gregory berührt. Harnack hat von ihm gesagt: ‚Niemals habe ich einen Menschen gesehen, der so wie er die Nachfolge Christi übte.
Karl Josef Friedrich Mein buntes Leben – Erinnerungen eines sächsischen Dichterpfarrers“
Der deutsch-amerikanische Theologe Caspar René Gregory fiel mit fast 71 Jahren am 09.04.1917 im Lazarett an der Westfront bei Neuchâtel-sur-Aisne. Caspar René Gregory führte die Arbeit des evangelischen Theologen Konstantin von Tischendorf (1815 -1874), der 1844 den Codex Sinaiticus entdeckte, weiter. Gregory habilitierte sich 1884 und wurde 1889 außerordentlicher Professor und 1891 ordentlicher Honorarprofessor in Leipzig.
Caspar René Gregory wurde am 06.11.1846 in Philadelphia geboren. Er studierte von 1865 bis 1867 Theologie an den Universitäten Philadelphia und Princeton. Er plante sein Studium in Leipzig unter Konstantin von Tischendorf fortzusetzen, der aber starb bereits 1874. Caspar Gregory kam 1875 aus den USA nach Leipzig. Seine Arbeit zur neutestamentlichen Textforschung begann er durch die Anregung seines Lehrers Ezra Abbot. Caspar René Gregory führte Tischendorfs Arbeit weiter. Er habilitierte sich 1884, wurde 1889 außerordentlicher Professor und 1891 ordentlicher Honorarprofessor in Leipzig. Er galt als geachtete Autorität auf dem Gebiet der Textkritik. Noch heute trägt ein Platz in Leipzig nahe der neuen Nikolaischule seinen Namen. 1899 hatte er in Stötteritz einen Arbeiterverein gegründet.
Den philosophischen Doktortitel laut dem Procancellarbuch 128 b der Philosopischen Fakultät der Universität Leipzig erlangte er 1876 unter dem Titel: Gregorè the priest and the revolutionist. Der Erstgutachter war hierbei der Historiker Georg Voigt.
Im Universitätsarchiv Leipzig ist die Promotionsakte Gregorys einsehbar. Gregory besaß wohl mehrere Doktortitel. Karl Josef Friedrich spricht in seinem Lebensbild Gregory als einen fünffachen Doktor an, bezeugt ist ein in Leipzig 1889 erlangter theologischer Doktortitel. Zusammen mit dem aus Störmthal stammenden liberalen Politiker und Theologen Friedrich Naumann (1860 – 1919) und dem Juristen Rudolph Sohm (1841-1917) war er an der Gründung des Nationalsozialen Vereines beteiligt, der ein soziales Christentum vertrat. Mit dem Leipziger Theologen Adolf von Harnack (1851-1930) verband ihn eine enge Freundschaft.
Als der älteste deutsche Kriegsfreiwillige trat der Deutsch-Amerikaner Gregory, seit 1881 sächsischer Staatsbürger, im August 1914 mit 68 Jahren in das deutsche Heer ein. Nach zwei Jahren wurde er Leutnant. Er starb im Lazarett an der Westfront 1917. Gregory war Mitglied in der Sängerschaft Arion sowie der Freimaurerloge Apollo in Leipzig.
Literatur:
Mario Todte: Georg Voigt (1827–1891). Pionier der historischen Humanismusforschung. Leipzig 2004, ISBN 978-3-937209-22-7, S. 111.
Abbildung: Gregory-Denkmal in der Naunhofer Straße, Foto: Mario Todte