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Blick an die Südwand des Nordchores der Paulinerkirche mit Epitaphien

Blick auf die Nordwand der Palinerkirche. Fotosammlung UAL

Dieses Bild aus der Fotosammlung des Universitätsarchivs Leipzig zeigt den Nordchor der 1545 von Martin Luther geweihten evangelischen Universitätskirche St. Pauli,  zu sehen ist links unten das Denkmal des Magister Johann Goritz von 1553, ein grossformatiges Gemälde-Epitaph („Der Sündenfall“, Ölgemälde auf Holz). Im Hintergrund ist der Möbius-Epitaph zu erkennen, der seit September 2015 auf dem Universitätscampus in der Universitätskirche St. Pauli/Paulinum – zur Zeit nur zu Tagen der Offenen Tür/Sonderführungen-  zu besichtigen ist. Diesen speziellen Hinweis haben wir einem aufmerksamen Besucher zu verdanken, der eine Förderung für den Epitaph übernommen hat.

Georg Möbius, lutherischer Theologe und Domherr zu Zeitz und Meißen

Am 18. Dezember 1616 wurde Georg Möbius, Sohn des Bürgermeisters Martin Möbius,  im thüringischen Laucha an der Unstrut geboren. Nach dem Besuch der Schule in Laucha und Schulpforta, ging er im Jahre 1637 zum Studium der Philosophie an die Universität Jena, das er 1640 mit dem Magistergrad abschloß. Am 21. Juni 1641 immatrikulierte sich Georg Möbius an der Universität Leipzig für ein Studium der Theologie, 1643 schloß er mit Bacchalaureus ab.
Im Jahre 1645 verbrachte Möbius zu Studienzwecken einige Monate in Breslau. Im Oktober 1646 kehrte Georg Möbius nach Leipzig zurück. In Merseburg wurde er 1647  zum Rektor des Stifts berufen. Er heiratete am 25. Januar 1648 im Dom zu Merseburg Christina Berlich (15. Februar 1628 – 29. März 1692) . Drei Söhne und vier Töchter entsprangen dieser Verbindung.
1668 promovierte Möbius zum Doktor der Theologie und erhielt einen Ruf als Professor der Theologie an der Universität Leipzig. 1668 wurde er Domherr zu Zeitz, 1670 Domherr zu Meißen. Im Jahre 1683 war Georg Möbius Senior der Theologischen Fakultät an der Universität Leipzig und 1. Ordinarius, er übernahm universitäre Ämter. Allein das Amt des Dekanes der Theologischen Fakultät übte er zwischen 1671 und 1693 sechs Mal aus (1671-1672, 1673-74, 1677-78, 1683-84, 1684-85, 1688-89, 1692-93). Die zwei überlebenden Söhne von Georg Möbius studierten an der Universität Leipzig Theologie und Medizin.
Georg Möbius, in seinen letzten Jahren erblindet, erhielt am 3. Dezember 1697 in der Universitätskirche ein aufwendiges Leichenbegängnis. Sein fragmentiertes Alabaster- und Mamorepitaph wurde im September 2015 im Paulinum angebracht. Das Gedächtnismal wurde um 1700 durch den Leipziger Bildhauer Johann Jacob Löbelt (1652-1709) für Georg Möbius und seine 1692 verstorbene Frau Christine geb. Berlich geschaffen. Löbelt hatte bereits mehrere Grabmale in der Universitätskirche geschaffen. Das Möbius-Epitaph war ca. 3,20 m hoch und 1,70 m breit. Im Mai 1968 wurde die Universitätskirche gesprengt, Teile der Umrahmung konnten in einer Nacht – und Nebelaktion gerettet werden, die Schrifttafel ist jedoch nicht mehr erhalten.Georg Möbius war ein jüngerer Bruder von Tobias Möbius, Doktor beider Rechte, der am 25.03.1688 verstarb. Das Gedächtnismal für seine Kinder gab Tobias Möbius nach 1660 in Auftrag. Fünf seiner Kinder Philipp, Catharina, Johannes Christian und Johanna Christina starben zwischen 1645 und 1660 alle im Säuglingsalter, Maria Elisabeth im vierten Lebensjahr. In ihrer Linken hält sie eine Pfingstrose, die an die Passion Jesu Christi erinnert und Reinheit, Vergänglichkeit und Auferstehung symbolisiert. Die Grabplatte befand sich über dem Erbbegräbnis der Familie Möbius im Kreuzgang der Universitätskirche St. Pauli.  Als einziges Kind erreichte der Sohn Friedrich Tobias Möbius das Erwachsenenalter, der wie sein Vater zum Doktor beider Rechte promovierte.
Literatur:

  • Die Theologische Fakultät der Universität Leipzig: Personen, Profile und Perspektiven aus sechs Jahrhunderten Fakultätsgeschichte. Herausgegeben von Andreas Gößner, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02255-3
  • Merseburg: 1200 Jahre in 62 Porträts & Geschichten, Jürgen Jankofsky, Mitteldeutscher Verlag Halle, 2003, ISBN