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Am 29. Juni 1847 wurde der Psychiater Paul Flechsig geboren

Paul Flechsig, bedeutendender Leipziger Gelehrter, Mediziner, Psychiater und Hirnforscher

Mit dem „Flechsigschen Bündel“ wird eine im Rückenmark liegende Nervenbahn bezeichnet. Namensgeber ist einer der bahnbrechenden „Väter der Neuroanatomie“, der Mediziner, Psychiater und Hirnforscher Paul Flechsig. Der Professor für Psychiatrie, herausragender Leipziger Gelehrter, begründete die entwicklungsgeschichtliche Methode zur Untersuchung des inneren Baus des Zentralnervensystems.

Am 29. Juni 1847 wurde Paul Flechsig in Zwickau geboren. Er studierte von 1865 bis 1870 Medizin an der Universität in Leipzig bei Ernst Heinrich Weber, Eduard Friedrich Weber und seinem lebenslangen Förderer Carl Ludwig. 1870 erfolgte die Promotion zum Dr. med. an der Universität Leipzig, der Titel der Arbeit war De Meningitide luetica. 1870/71 nahm Flechsig am Deutsch-Französischen Krieg teil. Bereits 1872 wurde Paul Flechsig Assistent von Ernst Wagner am Pathologischen Institut der Universität Leipzig, ab 1873 übernahm Flechsig die Leitung der histologischen Abteilung am Physiologischen Institut.
Nach seiner Habilitation 1875 zum Thema Die Leitungsbahnen im Gehirn und Rückenmark des Menschen wurde Paul Flechsig auf den in Leipzig neu zu gründenden Lehrstuhl für Psychiatrie berufen. Ziel war der Aufbau einer neuen Nervenklinik. 1882 hielt Flechsig seine Antrittsrede als Direktor der Nervenklinik, aber erst 1884 wurde er zum Ordinarius für Psychiatrie berufen und war in dieser Funktion bis 1921 tätig. Unter seiner Leitung erwarb sich die Psychatrische und Nervenklinik der Universität den Ruf einer hochangesehenen Lehr- und Forschungsstätte mit einer beachtlichen Anziehungskraft auf in- und ausländische Studierende. Die Forschungen Flechsigs konzentrierten sich auf die Abgrenzung der verschiedenen Hirnbereiche und auf solche Funktionen, die sich ihnen zuordnen lassen.
Schon vor seiner Berufung hatte Paul Flechsig Vorlesungen über den Bau des Gehirns, des Rückenmarks und zur Gewebelehre gehalten und dazu mikroskopisch-anatomische Übungen durchgeführt. Dreimal war Flechsig Dekan der Medizinischen Fakultät. In den Jahren 1894/95 amtierte Flechsig als Rektor der Universität Leipzig.

Professorenstammtisch „Leipziger Nervenkränzchen“

Auch unter Medizinern war es damals üblich, Fachprobleme im geselligen Rahmen durchzusprechen. Im „Leipziger Nervenkränzchen“, einer  „ebenso anregenden, wie freundschaftlich-fröhlichen“ Runde, kamen ab 1880 Gelehrte wie Wilhelm Erb und Wilhelm His mit Julius Cohnheim (Pathologie), Karl Weigert (Neuropathologie), Paul Flechsig (Hirnforschung) und Adolf von Strümpell (Neurologie) zusammen. Treffpunkt war das Restaurant „Baarmann“ in einem Renaissancegebäude am Leipziger Markt.
Volker Bigl, Alt-Rektor, renommierter Mediziner auf dem Gebiet der Hirnforschung, Direktor des Institutes für Hirnforschung und Rektor der Universität Leipzig von 1997 – 2003,  schrieb in seiner Würdigung zum 75. Todestag Paul Flechsigs: „Flechsig war dabei fest davon überzeugt, dass alle seelischen Vorgänge direkt Erzeugnisse des Gehirns seien und durch die exakte neuroanatomische Analyse untersuch- und aufklärbar seien. In seiner Rektoratsrede von 1894 „Gehirn und Seele“, die ihn auch außerhalb seines Fachgebietes bekannt und berühmt machte, fasst er diese Gedanken zum ersten Mal zusammen.“
Flechsig starb am 22. Juli 1929 in Leipzig im Alter von 82 Jahren. Das Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig heißt „Paul-Flechsig-Institut“, die Stadt hat dem Forscher zu Ehren eine Strasse benannt.
In den Historischen Vorlesungsverzeichnisse der Universität Leipzig erhalten Sie einen Überblick über die Lehrveranstaltungen Paul Flechsigs 1874 – 1914.

Publikationen Paul Flechsigs (Auswahl)